Vorgeschichte

Es war tiefste Nacht, die Wölfe des Nachbarrudels sandten einen Ruf aus. "Die Hoheit kommt!", lautete er. Ich war gerade auf der Suche nach Nahrung, einer Taube, eines Ebers, egal, was, als ich es hörte. Erschaudernd blieb ich stehen, es konnte nur einen Grund haben, dass Eure Hoheit sich hierher begab. Sie waren gekommen. Mein Atem stockte, der Wind ließ die Blätter des Baumes über mir in der Luft schweben wie Spinnweben. Früher oder später wäre es natürlich so gewesen, doch warum jetzt? Ganz genau achtete ich auf die Bewegungen um mich herum, jedes Geräusch filterte mein Gehirn. Ja, es war nicht gut, alleine zu sein, es war schon fast todesmutig. Hinter mir tat sich etwas, ich spürt es. Ein warmes Atemzug streifte meinen Rücken, ließ mir die Haare zu Berge stehen. "Ismael", flüsterte ich niederträchtig, fast anbetend. "Wer sonst?" Ein dumpfes Lachen ließ die Stille der Nacht zerspringen, selbst die Nachtigall war leise. Fast, als würde die Welt stillstehen. Die Schreie eines Gefolterten waren zu hören, von weit her schienen sie zu kommen. Ja, die Menschen waren grausam. Aber waren wir denn so anders? Langsam drehte ich mich um, blickte ihm in die Augen. Ihm, dem Monster, das unsere Gattung ausrotten wollte. Auch Baluscaput war dabei, natürlich. Ohne seinen Leibeigenen ging Ismael nirgends hin. Schluckend schlug ich die Augen nieder, weshalb kam er ausgerechnet zu mir? "Du sollst wohl die Erste sein!", spottete es tief in mir drinnen. "Du, liebste Fähe von Allen, sollst zusammen mit mir das Reich regieren. Stark und Schwach aussortieren, die Niederen von ihrem Leben erlöse." Es durchzuckte mich, ihm das grässliche Gesicht zu zerkratzen. Stattdessen drehte ich um und lief los, in der Erwartung, gleich erschlagen zu werden. Doch es kam ganz anders, denn Ismael hatte wohl andere Pläne. "Ich werde dich schon noch finden, Teuerste." Es war keine Drohung. Nein, es war viel mehr ein Versprechen..